_______________ War`s das? (von Uschi Burger Precht) er ist auf die insel gekommen mit dem flugzeug die zugestandenen urlaubstage sind knapp, vierzehn und es muß schnell gehen und es war nicht zu teuer das sonderangebot. zuhause kann auch nichts laufen mit der familie und es regnet auch immer. in den ferien, auf der insel wo immer die sonne scheint wird er zu leben beginnen ohne frau und kinder. es ist wärmer auf der insel er schwitzt und es ist grüner als zuhause es ist zu sehen das meer ist da und es bewegt sich er kann es hören und es ist blau, ja blau. zwischen zwei zigaretten, meint er auch es würde anders riechen, hier auf der insel er ist sich nicht so sicher dabei. wie war das noch mal, mit dem leben wie geht das doch gleich? nur langsam, der urlaub fängt ja erst an. er geht in die kneipe und am tisch nebenan sitzt ein anderer mann so mitte vierzig, nicht mehr so jung und etwas dick geworden, im laufe der zeit. wartet er auch auf das leben? die tage sind geregelt mit vollpension und er will auch was haben für sein geld und braun werden muß er auch nicht, dass seine kollegen glauben es war kein urlaub mehr drin. nur eine frau kann er nicht finden aber das macht nichts er fährt ja bald nach haus und dort warten seine frau und die kinder und vielleicht ist das auch schon ein stück leben. wenn nicht nächstes jahr, auf der insel kann er immer noch anfangen zu leben. ____________________ Kathrin Käppeli Name: maria Alter: 78 jahre Ort: formentera Meine hände sind alt und verbraucht. Was ich anfasse zerbricht. Meine hässlichen, alten hände verurteilen mich, als schmarotzer meiner kinder zu vegetieren. Früher gruben sie in der erde, schützten die kinder, versorgten das vieh. Es galt zu überleben. Wir zogen als knechte der armen von haus zu haus. Mein rücken beugte sich über fremden grund. Fremde rosen übernahmen die kraft meiner hände, sie gaben mir leben. Dann starb der vater. Wir zogen um. Mein haus! Mein baum! Mein bett! Meine zukunft! Ich wollte unser glück, unser heim in einen blumengarten verwandeln. Mein mann war dagegen, er wollte kartoffeln. So vergingen die jahre. Ich vergaß den geruch der blühenden rosen, wurde alt und krank. Heute hätte ich zeit blumen zu ziehen. Doch meine hände sind krank und müde. Sie zerstören das leben, übertragen mein unglück auf menschen, pflanzen und tiere. So sitze ich, altes unnützes weib, vor dem haus meines sohnes. Vor mir das leere beet, die vertraute erde. Die rose stirbt. ___________________________ Marions Beitrag: “habe einen wunderschönen Gedichtband "Inselerde", 1. Auflage 1980,limitiert auf 500 und handnummeriert (bin stolze Besitzerin von No. 47!). Herausgegeben wurde das Buch von Niklaus Schmid, gewidmet "James con hielo". Das Buch enthält Lyrik aus Formentera von Ernesto Ehrenfeld, Christina Mattner, Karen Heidenreich, Eva Will, Catalina Costa Mayans, Kathrin Käppeli, René E. Mueller sowie ein paar Abdrucke von Lithographien und Radierungen von Julian Asensio, Helmut Potratz, Mogen Egil, Peter Buch, Bella Brisel, Sioma Baram, Marc Tara. Die meisten Personen kenne/kannte ich persönlich, etliche habe ich in meiner Inselgalerie in den 80er Jahren ausgestellt.” Hier ein Gedicht von Karen Heidenreich: Die Stille der Nacht schwingt wie eine Glocke. Der Sand ist blau Und das Gestrüpp steht im dunklen Grün. Südwärts schieben Wolken Kamelhöcker über den Horizont Helle aus Jadegrün Die Sterne zittern. Unter jedem Schritt knirscht der Sand Unbewegt steht Kälte im Raum Verdichtet müsste zwischen Himmel und Erde ein Kristall stehen. Licht tanzt unter dem Himmel fächert auf, erlischt Der Himmel ist dunkler geworden Die Nacht tiefer Die Stille dröhnender als zuvor. ___________________ name: marie alter: 28 jahre ort: formentera mon amour, ich ging vor einigen monaten heimlich von dir weg, da ich zu schwach war, mich im schatten deiner liebe zu verwirklichen. ein alter stall ist mein neues heim geworden. hier wohnten die knechte der armen. meine gedanken werden vom duft der verwilderten rosen vor meinem haus begleitet. mich bindet die solidarität mit jener frau, die vor mir ihre liebe in die pflege dieser pflanzen investierte. sie unterstützt mich auf der suche nach meiner verkümmerten weiblichkeit. es fällt mir nicht leicht die neue einsamkeit zu überwinden. die nächtlichen sterne weisen mir den weg aus meiner isolation, hin zu neuen begegnungen. ich werde zur blume der nacht und lasse mich einschläfern von den morgendlichen taugerüchen. mit jedem schritt finde ich zu einem verschütteten teil meines frau-seins zurück. mein körper wird mir vertrauter als je zuvor in der zweisamkeit unserer liebe. das betrachten des meeres ist meditation , beruhigt und festigt meine sich neu formierenden vorstellungen, die in die zukunft drängen. eine zukunft mit dir, in der wir aus unserer verkarsteten zweierbeziehung ausbrechen müssen, um neue, uns gerechtere lebensformen zu finden. ich beginne zu leben, erblühe wie eine rose. kathrin käppeli, geschrieben 1980 auf formentera für die gregal-mappe. ______________________ Fortsetzung folgt |