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Sommer 2003

Formentera
seestern
urlaub27

 

02.08.2003

12.00 Uhr Abflug, völlig untypisch, diese Uhrzeit, sowie die Fluglinie nach Ibiza. Erstmals Neffen und Schwägerin im Schlepptau: Werden sie es auch haben, dieses Gefühl für die Insel?

Erst mal haben die beiden Jungs ganz andere Gefühle; sie sind nämlich noch nie in ihrem Leben geflogen und finden alles affengeil. Den Start, das immer kleiner werdende Oberkassel unter uns. Sie schauen sehnsüchtig in den Himmel, ich sehnsüchtig nach unten. Mit dem Start habe ich immer noch so meine Schwierigkeiten und kurze Zeit mag ich Düsseldorf viel lieber als Formentera. Hapag Lloyd übrigens sehr zu empfehlen. Sympathisches Personal, das in jedem Satz erst mal die Kids anspricht, leckeres Essen und letztendlich auch ein schöner Flug.

Auf Ibiza stehen wir dieses Mal länger als sonst am Kofferband. Es musste ein Gepäckstück mehr sein, ein Trolli voll mit Grundnahrungsmitteln. Bei den ständig ansteigenden Preisen auf der Insel, haben wir das Wichtigste schon mal dabei. Spätestens die normal grosse Fleischwurst für 6 Euros hatte uns Weihnachten auf den Gedanken gebracht.

All das was die Anfahrt nach Formentera ausmacht und für uns schon so selbstverständlich geworden ist, erleben die 11 und 14jährigen Neffen zum ersten Mal und sind völlig aus dem Häuschen. Alles pures Abenteuer für sie, auch noch als sie völlig erschöpft von Hitze und Reise endlich vor der Casa stehen und kein Schlüssel auffindbar ist. Egal bis der eintrifft: erst mal ins Meer…

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03.08.2003

Die Insel ist brechend voll, ob sie diesen August wieder schadlos übersteht? Alle, die wir begrüßen antworten auf die Frage: Que tal? Schlagartig und Mitleid erregend: August! Das reicht für den Zustand und bremst weitere Fragen. Schade, dass unsere Erstformenteraurlauber, die Insel so kennen lernen, aber sie lassen sich nicht in ihrer Begeisterung bremsen. Als eigentliche Alpinisten sind sie von dem Wasser und seiner Klarheit, den Farben der Insel ebenso begeistert, wie wir damals. Schon verstrahlt?

Diesen Sommer gibt es aber auch unendlich weit und breit kein Fitzelchen Seegras. Dafür kocht die Luft. Es ist unendlich heiß. Selbst mich lockt die Sonne erst gegen 17 Uhr unter dem Schirm hervor und ich hab mir Stellen verbrannt, die ich vorher gar nicht kannte

Eigentlich ist es nur im Wasser auszuhalten, aber selbst das ist so warm, dass man lediglich merkt, dass da was nass ist. Nur schleppend gewöhnen sich unsere Körper an die sengende Sonne. Die Hoffnung auf Abkühlung in der Nacht stirbt, wenn man um 23 Uhr auf dem Thermometer immer noch 28 Grad liest. Morgens ist der Blutdruck kaum höher, als der einer Eidechse, und jeder hat eine eigene Pipeline zu einem Wasserkanister um wenigstens den Flüssigkeitshaushalt einigermaßen auszugleichen. Trotzdem kommt man sich stets vor, wie sturztrunken.

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04.08.2003

Schwägerin und Kids machen so ihre eigenen kleinen Erkundungsfahrten. Gewollt und ungewollt landen sie mal hier mal da.

Abends wollen wir ihnen mal richtig was bieten und fahren zum Sonnenuntergang aufs Cap de Barberia. Der Plan muss wohl auch auf dem Ausflugsprogramm sämtlicher anwesender Italiener gestanden haben. Zu einem meiner Lieblingsplätze unterhalb des Sarazeenturms kommen wir erst gar nicht. Bis kurz davor parken Automassen. Na dann eben noch mal kurz den Jungs die Höhle am Cap zeigen. Mich wundert gar nicht, dass Toby, der sie sonst immer so zielsicher findet, erst drei Mal dran vorbei läuft. Schlange stehen an der Cova, so was hab ich noch nie gesehen. Beim Anblick der empor steigenden Masse italienischer Menschen, rief mein Sohn plötzlich: Mensch hier schlüpfen die, jetzt weiß man endlich wo die alle herkommen! Fortan schauten wir also dem „Italienerschlüpfen“ zu, von dem Sonnenuntergang konnte man eh nichts erkennen.

Ab zur Blue. Dort hatte man uns ein Ereignis besonderer Art versprochen. Lichtspiele auf einer übergroßen Leinwand zu Kayas Klängen. Erwartungsvoll saßen dort schon viele Menschen und starrten auf die noch dunkle Leinwand, aber dafür hörte man schon die Musik. Endlich bewegte sich etwas. Etwas merkwürdiges nämlich: eine Landschaft und die Menschen auf der 4 x 5m großen Stoffwand…. Musik und Stummfilm? Nachdem zu viel Zeit vergangen war um das noch als Vorspann gelten zu lassen, fragten wir Günther: Och wir haben heute nicht den richtigen Film bekommen, aber morgen…..“ Mananaland eben, ich sag’s immer wieder.

Am nächsten Abend klappte es dann wirklich. Man stelle sich einen Mediaplayer vom PC vor, der dort rhythmisch Farben und Musik mixt, nur eben überdimensional vor dem endlosen Sternenhimmel über dem Meer. Ein kleines Hypnoseschauspiel, geniale Idee.

06.08.2003

„Reservado para Astrid 21.00h“, mal wieder ein Reinfeiern in meinen Geburtstag an einem der langen blauen Tische in der Blue. Ein schönes Ritual. Nebenbei bemerkt konnten wir nichts von den negativen Berichten, was Preise und Service der Blue, im deutschen Internet betraf, bestätigen. Die Preise durchaus bezahlbar und der Service wie immer nett, vielleicht liegt letzteres auch bei einem selbst. Die Superhightechkasse macht die Bezahlung übersichtlich und „quentas separadas“ kein Problem.

An diesem Abend, wo ich den Kampf mit der 38 aufnehmen sollte, fehlte mir die ein oder andere Person besonders, aber ich habe sie alle um 0.00 mit einem salut gen Mond bei mir gehabt. Wildes Geknutschte, ein Geburtstagskuchen mit Kerze, Geschenk der Blue: die neue CD, und Günthers Worte: Mensch Mädchen, warum hast du eigentlich immer im August Geburtstag?, ein Ständchen von zwei wildfremden Spaniern 5 vor 12 Uhr, Geklatsche von umsitzenden Italienern, als mein verqualmte Lunge es doch schaffte, die Kerze auszublasen, Stevie Wonders Happy Birthday Lied, viele umarmende große und kleine Hände, niedliche kleine“ Ich-hab-an-dich-gedacht-Geschenke“ und immer wieder Blicke zum zunehmenden Mond….. mein Geburtstag immer wieder an meinem Lieblingsplatz!

Geburtstag

09.08.2003

Schwägerin und Neffen sind abgereist. Ich denke der Virus hat sie befallen, sie planen schon den nächsten Sommer. Der allabendliche Wahnsinn am “Mogambo” erreicht die Schmerzgrenze. 200 Italiener auf 200qm, die Hände zum Himmel, klatschend, grölend, ach ja und singen nennen sie das wohl auch. Abends 7 Uhr am Mitjorn. Die Guardia kommt und geht, aber, da ein Verwandtschaftsverhältnis zwischen dem Betreiber und irgendeinem hohen „Tier“ auf der Insel besteht, ist das wohl nur eine Geschichte für das Auge. Die Menschenmassen lassen sich nicht beirren, Party ohne Ende. Die Verlagerung vom „Big Sur“ und vom „Fermin“, die nur noch bis 20 Uhr geöffnet haben dürfen. Man hält es nicht aus. Ende ist nach zwei drei Stunden in Sicht und dann wird der Tatort schreiend, lachend und vor allem hupend verlassen. Zurück bleiben ein einziger Müllhaufen und unsere misshandelten Nerven.

Heute ist uns das jedoch egal, wir treffen uns mit einigen Forumsmitgliedern in Pujols im „Sol y Playa“. Ein netter Abend mit bekannten und neuen Gesichtern und einem Überraschungsgast, den man auch schon aus den verschiedenen Foren kannte. Es lohnt sich immer wieder die Leute mit denen man sich schreibt auch mal persönlich kennen zu lernen.

10.08.2003

Hunde

Liebe auf den ersten Blick? Mittlerweile halte ich so etwas für ein Märchen.

Bei den beiden Mischlingshunden die ich am Strand beobachtete schien das anders gelagert. Eine Szene wie bei Romeo und Julia. Zwei Hunde, einer schwarz, einer champagnerfarben sehen sich an und ein Hundefunke springt über. Jeder kann es sehen. Und die Absichten des Rüden spontan eine Familie zu gründen, werden hartherzig vom Frauchen unterdrückt. Die Spanierin reißt ihn rigoros am Halsband von dem hübschen Weibchen herunter. Der Italiener nimmt seine schwarze Hundeschönheit und verlagert seinen Strandplatz zwanzig Meter weiter. Zurück bleibt ein herzzerreißender Hundeblick von beiden Seiten. Wir liegen genau dazwischen und ich will natürlich sehen wie diese Hundeliebe weiter geht.

Der Rüde wird unter einem Sonnenschirm angeleint. Das Weibchen wird auf der anderen Seite vom Herrchen „abgelenkt“, aber es gelingt nicht wirklich. Die beiden Hunde schauen sich an und winseln sich zu. Und dann nach einer Weile in einem unbeobachteten Augenblick, reißen sich beide los und rennen aufeinander zu. Da hilft keine gute Erziehung mehr, kein Rufen, kein gar nichts. Wie in Zeitlupe eines romantischen Kitschfilmes scheinen die Beiden nur noch sich selbst zu sehen und die abgebrochene spanisch-italienische Vereinigung von vorhin wird fortgesetzt. Dieses Mal kommen Herrchen und Frauchen zu spät. Die beiden Hunde haben sich bereits ineinander verkeilt. Der Versuch der Besitzer diesen Liebesakt noch vorzeitig zu beenden, scheitert nicht nur, nein, er macht alles noch schlimmer. Bekannter Weise dauert die Prozedur bei Tieren immer so lange bis gewisse Schwellkörper wieder ihre normale Größe erreicht haben. Und so hat das Auseinanderreißen der Hunde nur so viel zur Folge, dass die Beiden zwar noch vereinigt, aber irgendwie Po an Po aneinander kleben. Die Hundebesitzer geben auf und der halbe Strand, der sich nun schon um die Tiere versammelt hat, wartet jetzt auf Abschwellung. Unglaublich, das hätte man mal mit den menschlichen Besitzern machen sollen… Ca 15 Minuten dauert es noch und dann sind die beiden wieder voneinander befreit. Die umstehenden Italiener haben mal wieder Grund zum Applaudieren gefunden und die Hundebesitzer diskutieren noch, wohl über das spätere Sorgerecht.

Schade ich hätte gerne gewusst wie viele Hundebabys es da in ein paar Monaten gibt. Zusammen habe ich das liebende Pärchen nicht mehr gesehen, aber jeden Tag ist einer der Beiden da und schnüffelt suchend nach dem anderen.

Liebe ist nicht der Augenblick des Zusammenseins, sondern die Momente der Sehnsucht!

13.08.2003

Toni ist bei Charlie und Katja eingezogen und lädt zur selbst gemachten Paella ein. Der Spanier, der in Deutschland aufgewachsen ist, scheint an der großen Pfanne mitten im Garten, zu wissen was er da tut. Er weiß es wirklich, die Paella sieht nicht nur bestechend gut aus, sie schmeckt auch himmlisch. Insgesamt zwölf Leute an einem Tisch für vier Personen, aber das ist spanische Gemütlichkeit. Jeder hat so seine Anekdötchen, die er zum Besten geben kann. Darunter schon wieder eine Überraschung. Der Mann, den ich irrtümlich für Katjas Sohn gehalten hatte, entpuppt sich als Partner einer lieben Forumsteilnehmerin. Der Abend endet bei dem Pärchen, dass im benachbarten Busch seine Zelte aufgeschlagen hat. Genial – eine Wohnung ohne Wände und mit meinem Traum: Hängematten. Premiere für mich in so ein Ding zu krabbeln, Premiere allerdings auch Minuten später darin einzuschlafen.

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Der Vollmond hat das Wetter, wie immer, ein wenig verändert. Ich sitze auf meinem Lieblingsplatz auf der Terrasse und spekuliere was uns die vielen Wolken dort oben heute für ein Wetter bescheren. Es tut mal gut, dass die Sonne gerade nicht knallt. Drückend ist es schon, aber eben kein typisches Strandwetter. Ein guter Grund, nach zwei Wochen mal die Casa Chaos ein wenig aufzuräumen. Es ist fast unglaublich, was man aus 50 qm in dieser kurzen Zeit machen kann.

17.08.2003

Die Bewölkung von gestern Morgen hatte sich kurzfristig für nachmittags verzogen, aber nachts hat es dann endlich angefangen zu regnen. Wir saßen in der Blue und während ich juhu schrie, für die Lufterleichterung, brachten die durchgestylten Italiener ihr Essen und ihre Frisuren in Sicherheit. Wie schnell die werden können. Heute Morgen, sprich zu meiner Zeit aufzustehen, so gegen 12 Uhr eben, tröpfelte es noch und wie es hier so üblich ist: mit einem Zisch ist alles weg! Heftige Windböen schütteln an den Fensterläden und endlich fegt mal frische Luft durch die Casa. Die Beseitigung der mit gewehten Kiefernnadeln und des Sandes im Haus, trieb aber sofort wieder Schweisstropfen auf die Stirn.

Und nun bester Schattenplatz unter einer Kiefer, Musik auf den Ohren und Stift in der Hand.

Gedanken wandern, machen sich wieder mal selbstständig. In diesem Sommer stehe ich der Insel anders gegenüber als sonst. Erstmals macht sich Kritik in meinem sonst so verliebten Kopf breit. Ich habe mich ein wenig freigeschwommen von meiner Familie, genieße es öfter mal alleine zu sein und zu beobachten. Kaya fragte mich, ob ich schon mein zweites Buch begonnen hätte. Ich antwortete ganz spontan, den Titel hätte ich schon: Formentera im August - einmal und nie wieder!

Sicherlich ist es mein Wetter zu dieser Zeit, aber nicht mehr meine Insel. Die sonst so genießbare Ruhe und Stille dieses Ortes ist zu einem Dauergeräusch geworden, eins das weh tut, eins das an inakzeptable Grenzen stößt. Die faszinierenden Farben hat nur noch das Meer. Der Rest der Insel ist durch den Massenverkehr und den dabei aufgewirbelten Staub, grau in Sand getunkt. Auch wenn man immer noch ein kleines Plätzchen findet, die Masse Mensch verdirbt viel. Endlose Roller- und Autoschlangen säumen die Caminos zum Meer.

Der Einzige der vermutlich Spaß an dem Verkehrsaufkommen hat, ist der Bauer auf dem Camino zu unserer Siedlung. Man stelle sich einen Mann unschätzbaren Alters vor, mit reichlich dümmlichem Gesichtsausdruck. Schätze mal die ganze Familie ist ein Ergebnis von Inzucht. Die Bäuerin hat unendliche Wasserbeine und trägt einen Vollbart, sagt irgendwie alles. Dieser Bauer also, man sagt er trage Windeln (ich mache mich nicht lustig, man soll ihn sich nur vorstellen können), hat genau darüber eine kurze Hose an, die ihm bis unter die Arme reicht, also doch irgendwie nicht kurz, na ja der dicke Fußballbauch bremst sie vorn herum ein Stück. In diesem Hosenbund steckt alles was man so am Mann haben muss: Feuerzeug, Zigaretten, Knuddeltuch und eine Fliegenklatsche!!! So sitzt er auf seinem Mäuerchen und macht so eine Art Verkehrszählung. Er brabbelt sich etwas in seinen Bart und sein Kopf bewegt sich bei den vorbeifahrenden Fahrzeugen, wie auf einem Tennisplatz hin und her. Ich denke die Casa hat keinen Fernseher, weiter als bis zu dieser Mauer ist er noch nicht gekommen und der Camino ist DAS Ereignis der Saison für ihn. Sein größter Krimi war dann wohl letzte Woche ein kleiner Crash vor seiner Nase. Ich denke davon zehrt er den ganzen Winter.

Vom „Mirador“ aus denkt man tatsächlich die Hauptstrasse habe Laternen bekommen, dabei ist es nur eine endlose Kette von Autos, die sich in die Orte quält. Und ein trauriges Zeichen, von zu viel Verkehr findet man in Form von Blumengebinden und Kränzen am Strassenrand.

vespa

Doch nach all diesen negativen Dingen umarmen mich wieder die Wellen des türkisen Meeres, ich verschmelze mit dem Sand, sehe den blauen Himmel, höre Zikaden, erinnere mich an verscheiden schöne Begebenheiten an schönen Orten und versöhne mich ganz schnell wieder mit meiner kleinen Insel, auch im August.

18.08.2003

mond und sterne

Unvergleichlich dieser Sternenhimmel im August, wo er die meisten Schnuppen spuckt. Ich habe gestern Abend im Garten gelegen, eine Kerze entfernt von mir im Sand, Wetterleuchten, Sternenhimmel, warmer Wind. Dann die Sehnsucht zum Meer. Dieser Sternenhimmel verschluckt einen, man möchte sich hineinstürzen, nähme sogar ein Verglühen in Kauf. Man möchte dabei sein bei all diesen scheinbar schwerelosen Sternschnuppen. Schaumkronen, die das Meer erhellen in der Schwärze der Nacht, nur der Mond und ich.

Übrigens es war Süd-Ost Wind gestern mit starker Unterströmung. Der ganze Mitjorn war rot beflaggt bis auf die Flagge am Piratabus, die fehlte gänzlich, schon erstaunlich, gerade dort.

Heute Morgen verspricht ein strahlend blauer Himmel wieder einen heißen Tag. Zum ersten Mal erwache ich bei Sonnenaufgang. Genau zu dem Zeitpunkt erwachen wohl auch die Zikaden und stimmen ihr Liedchen an. Ein anderes Geräusch zischt noch durch die Nacht. Wir haben lange gebraucht um herauszufinden, dass es die Siebenschläfer sind. Wie dieses Geräusch entsteht und warum sie es machen wissen wir nicht.

Die Hitze muss mich mächtig beeindrucken, ich döse immer wieder weg und träume vom Ski fahren. Heute sind die spanischen Chicas, die vor unserem Schlafzimmerfenster frühstücken, besonders laut und redselig, zudem scheint noch der Toast verbrannt, denn das Geräusch hört sich nach Abschaben einer schwarzen Schicht an. Hab mir schon immer gewünscht von einem solchen Kratzen geweckt zu werden. Auf weiterhin gute Nachbarschaft. Eine Stunde später ziehen sie aus.

20.08.2003

Die Zeit der Abschiede hat schon begonnen. Die Wenigsten bleiben so lange wie wir. Jennys italienische Clique, mit denen sie den Strand unsicher gemacht hat, löst sich langsam auf. Toni packt seine Sachen, er fährt morgen. Dafür kommen Samstag wieder Leutchen, die wir aus dem Forum kennen. Aber damit beginnt auch unsere letzte Woche. Komisch, am Anfang sind vier Wochen endlos lang, noch besser hört sich ja ein Monat an, aber ab dem zweiten Wochenende scheint die Zeit zu rasen. In Deutschland erwarten mich viele Unbekannte, angefangen bei meinem Job.

Gestern Abend war ich mit meiner Tochter in „Pujols“ shoppen. Ganz schön anstrengend mit einer fast Dreizehnjährigen, aber auch lustig. Sie ist viel aufgeschlossener als ich und betritt Läden, die ich nie aufgesucht hätte und probiert alles an. Ansteckend irgendwie, und ich mache jeden Blödsinn mit. Unterwegs auf der leergefegten „Meile“ treffen wir das ein oder andere bekannte Gesicht. Alles gähnt vor Langeweile. Hier wo die Deutschen Urlauber in der Vor- und Nachsaison abfeiern, ist nichts zu tun. Die Italiener gehen nicht in diese Kneipen. Wir sollen noch was aus dem Hard Rock Café mitbringen, aber noch zu keiner Uhrzeit haben wir die Oma dort angetroffen. Nur ein einsamer Besen klemmte dort mal in der geöffneten Tür. Hier geht’s wohl erst im September wieder los.

21.08.2003

Von Strandsicherheit übrigens in den ganzen vier Wochen nichts zu erkennen. Keine Boote, die eigentlich doch patrouillieren sollen, die Flaggen anscheinend nach Lust und Laune verteilt. Aufgrund einer solchen Beflaggung wäre ich fast ertrunken, wirklich, zusammen mit meinem Sohn. Alles hatte Rot bis auf das Real Playa. Man verlässt sich doch auf seine Augen und eben diese Flaggen. Also tat ich das auch, es waren Leute im Wasser und grüne Flagge eben an dieser Stelle. Die Unterströmung zog hinaus und nach unten an bestimmten Stellen, und genau an einer Solchen hat es mich und Toby dann fast erwischt. Und ich sage euch in einer solchen Paniksituation denkt man nicht mehr vernünftig über all die gehörten Ratschläge nach, dann will man nur noch raus aus dem Wasser. Hat ja dann auch zum Glück geklappt, aber erleben möchte ich das nicht mehr.

Ich weiß auch nicht ob ich das lustig finden soll, aber an einer Stelle des Strandes hatte ein Gastwirt, weil ihm alle Flaggen geklaut worden sind, die Schürze seines Kellners geflaggt und damit hing dort dann blau

 

fahne

22.08.2003

Zugegeben, wer nur zwei Wochen bleibt im Sommer wird fluchen, aber heute ist der zweite Tag, an dem der Himmel fast vollständig bedeckt ist. Aber die Schwüle bliebt du jeder hechelt nach Erleichterung durch ein Gewitter oder Regen. Gestern Abend sah es kurz danach aus, aber der viel versprechende Blitz brachte ungefähr 4 -10 Tropfen und das war es. Also wieder nichts. Nachttemperaturen um die 30 Grad und das ist schon eine Abkühlung gegenüber dem Tag. Eigentlich ist so ein Wetter ja ein Anlass mal einen Spaziergang zu machen, aber ich kann mich zu keiner Bewegung aufraffen. Selbst der zehnte Gang von der Dusche bis zum Handtuch ist dermassen schweisstreibend, dass ich mir die elfte Dusche spare.

seestern

23.08.2003

uhr

Ab heute rast die Zeit, ich weiss es. Unsere letzte Woche hat begonnen.

Morgens übe ich schon mal früh aufzustehen um zum Hafen zu fahren und jemanden abzuholen. Den Wecker hätte ich mir sparen können, seit ein paar Tagen werde ich gnadenlos von einer Fliege geweckt, die um meinen Kopf herum saust. Mücken gibt es aufgrund der Trockenheit keine, aber dieses Viech regt mich auf. Warum summen und landen diese Viecher immer um denjenigen der schläft? Die gleiche Frage wie: warum fällt ein Marmeladenbutterbrot immer auf die Marmeladenseite. Die gekauften Fliegenfänger waren herausgeschmissenes Geld, die Klebe trocknet hier zu schnell.

24.08.2003

hubschrauber

Das Unwetter liegt wieder in der Luft, aber das Brummen ist kein Gewitter, sondern das Geräusch eines Hubschraubers, der immer wieder über unserer Siedlung kreist. Mein erster Gedanke am Strand, Toby ist alleine zu Hause, aber es sind die Hippies die gesucht werden.

Schon gestern am Hafen ist mir aufgefallen, dass die Guardia alles genau gefilzt hat, was auch nur irgendwie nach Camping aussah. Die Hippies hatten an diesem Morgen schon drei Brände gelegt, die zum Glück rechtzeitig gelöscht werden konnten. Der Gedanke an Feuer auf dieser furztrockenen Insel macht mir Angst. Irgendein Rachegedanke soll da wohl im Spiel sein.

Vor drei Tagen soll es eine Demo vor der „Sa Finca“ gegeben habe von ihnen. Eine Demo auf der Insel! Hippies haben die essenden Gäste dort als “Kapitalistenschweine” beschimpft.

Ende vom Lied, die Guardia holt sie alle aus dem Busch. Riesenaufstand am Mitjorn. Wohin sie sie gebracht haben, ich weiß es nicht. Selbst wenn man sie aufs nächste Schiff gesetzt hat, sind sie bestimmt mit einem anderen wieder gekommen. Auf jeden Fall sind es andere Gesichter, die nun aus den Dünen für ein Bad zum Meer kommen.

26.08.2003

Es wird täglich ruhiger. Die Werksferien in Italien sind zu Ende und man merkt deutlich den Rückgang des Dauergeräusches Vespa. Vor dem Lucky liegen kaum noch Italiener, dafür vermehrt sich die Zahl der deutschen Rheumadeckenfraktion. Alte, schlaffe, nackte Körper lösen die jungen, aber knackigen Italiener ab. Fragt sich was schöner ist.

Bei uns liegen noch einige Termine an und kleine Pflichtbesuche, die man sich immer noch so gerne auf die letzte Woche verschiebt, wohl wissend dass man da aber auch keine Minute am Strand missen möchte. Wahrscheinlich wird die Hälfte auf das nächste Mal verschoben.

28.08.2003

Ich höre die Flugzeuge wieder. Vier Wochen lang waren sie uninteressant. Nebengeräusche.

Obwohl es dieses Mal nicht DER Traumurlaub war, werde ich doch wehmütig. Sturm ist seit heute, aber heftigst, und man denkt unwillkürlich an die bevorstehende Überfahrt, übermorgen mitten in der Nacht. Ich beneide all die, die es noch vor sich haben, die noch in den Genuss des ruhigen Septembers kommen. Ich sitze auf der Terrasse und man kann wieder die Ruhe hören. Nachrichten und Wettervorhersagen, aus Deutschland, die man lange ignorieren konnte, machen noch empfindsamer für all das Schöne, dass man hier jeden Tag für normal hingenommen hat. Tränen stehen mal wieder kurzfristig in meinen Augen. Es sind zwar nur knapp drei Monate in Deutschland, aber die Zeit des Wieder-Eingewöhnens dauert ja schon fast so lange. Ich kann mir nicht vorstellen meine Aufwachzeit von halb 12 auf 6 Uhr vorzuverlegen und schon gar nicht wieder lange Hosen anziehen zu müssen. Schon der Gedanke an den nahenden Herbst macht irgendwie traurig, auch wenn ein Traumsommer hinter uns liegt, der schon seit Mai das Leben leichter macht. Aber es ist zu Ende. Man hätte aus diesem Monat viel mehr machen können, aber es ist für alles zu spät. Bilder, die nicht gemacht wurden sind, Ihr werdet sie noch machen. Agaven, die kurz vor der Blüte stehen, Ihr werdet sie blühen sehen. Plätze die nicht aufgesucht worden sind, Ihr werdet dort sein. Ich beneide Euch und jeden, der all das noch vor sich hat.

Samstag werden sie am Flughafen stehen und uns erwarten, die üblichen Fragen stellen und die Bräune bewundern. Sie, die Unwissenden, die, die gar nicht wissen können was wir empfunden, gesehen, erlebt haben, wie unwichtig Bräune ist, die eh von allein kommt. Wie viel wichtiger Farben, Licht und Empfindungen sein können für Formentera!

 

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